Klage auf Atomrecht &
Asse-II-Rechtshilfefonds
Remlinger Erklärung -
40 Jahre Atommüll
in Asse II
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Geschichte des Atommülls in Asse II

die Chronologie als pdf
englische Fassung

Das Forschungsbergwerk zur Atommüll-Lagerung

Heike Wiegel, 25.11.2006

1964
Die Steinsalzförderung endet aus wirtschaftlichen Gründen.

1965
Die Gesellschaft für Stahlen- und Umweltforschung (GSF) erwirbt im Auftrag der Bundesrepublik das ehemalige Salzbergwerk Asse II, um dort Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zur sicheren Endlagerung radioaktiver Abfälle durchzuführen.

April 1967 – Ende 1978
Als Versuch deklariert, werden 124.494 Fässer mit schwachradioaktiven Stoffen in der Asse eingelagert, davon allein in den zwei Jahren bis zum Ende der Genehmigung 50.000 Fässer – das ist der gesamte, in dieser Zeit in der Bundesrepublik angefallene, schwachaktive Atommüll. Diese 124.494 Fässer mit einer Gesamtaktivität von ca. 1,9 x 10^15 Becquerel (1.1.2002), stellen 60 Prozent der Gesamtaktivität in Asse II dar.


 Förderturm aus Blickrichtung des Tors

Sept. 1972 – März 1977
1.293 Behälter
werden mit mittelradioaktivem Abfall eingelagert, mit der Gesamtaktivität von rund 1,2 x 10^15 Becquerel (1.1.2002). Sie stellen 40 Prozent der Gesamtaktivität in Asse II dar. Diese radioaktiven Abfälle stammen überwiegend aus der Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe.

1978
Nach den 1978 in Kraft getretenen neuen Bestimmungen des Atomgesetzes ist ohne Durchführung eines Planfeststellungsverfahrens mit Öffentlichkeitsbeteiligung keine Endlagerung von Atommüll möglich. Anstatt ein solches Planfeststellungsverfahren zu beantragen, wird erst nach Intervention aus dem Kreistag keine weitere Einlagerung von Atommüll mehr vorgenommen. Aber es wird weiter mit radioaktiven Substanzen geforscht, es werden technische Verfahren entwickelt und Tests zum Verhalten von Salz bei Strahlungs- und Wärmeeinwirkung durchgeführt. Dazu wird das Bergwerk weiter ausgebaut.

1979
Der Dipl. Ing. Hans-Helge Jürgens warnt in seiner wissenschaftlichen Arbeit vor mangelnder Standsicherheit und beschreibt die Möglichkeit eines Wassereinbruchs. (ARD Kulturspiegel - Dokumentation vom 15.03.1979)
Schriftliche Arbeiten von Dr.-Ing. Hans-Helge Jürgens:
* Atommülldeponie Salzbergwerk Asse II
* Schotter in die Asse statt Atommüll

1988
Die Salzlösungszutritte vor 1988 stellen in sich geschlossene Vorkommen dar, die nicht im Kontakt zum Grundwasser stehen. Erst durch den Salzlösungszutritt im Jahr 1988 aus dem Nebengebirge hat sich grundlegend eine neue Situation ergeben. Diese Laugenzutritte werden aufgefangen und in Behältern gesammelt.

1992
Das Auffüllen des Bergwerkes mit Rückstandssalz wird genehmigt.

1994
In einem Gutachten des Niedersächsischen Landesamtes für Bodenschutz, das das Oberbergamt Clausthal-Zellerfeld und das Bergamt Goslar im Auftrag das Niedersächsischen Umweltministeriums erstellten, wird festgestellt, dass ein nicht mehr beherrschbarer Wassereinbruch in das Bergwerk („Absaufen“) nicht auszuschließen ist. Zur Verbesserung der Standfestigkeit empfehlen die Gutachter daher die Verfüllung der verbliebenen Hohlräume (insgesamt ca. 2,5 Millionen m³) mit Salz.

1995
Beginn der Verfüllung mit arteigenem Fremdversatz des Kalisalzbergwerks Ronnenberg. Güterzüge bringen Abraumsalz zur Schachtanlage, das dann in die Hohlräume geblasen wird. Die Versuchstätigkeit mit radioaktiven Stoffen wird eingestellt.

1998
Aussage der GSF: Seit 1998 laufen täglich ca. 11 m³ Steinsalzlauge in das Bergwerk.
Die Flüssigkeit komme aus dem Deckgebirge, die genaue Herkunft sei nicht aufzuklären und der Zutritt nicht zu stoppen. Die GSF gehe davon aus, dass das Bergwerk in 150 Jahren mit Lauge vollgelaufen sei. Dazu komme, dass die Steinsalzlauge auch die aufgeschlossenen Carnallititbereiche im Bergwerk auflöse (1 m³ NaCI – Lauge kann das Gefüge von 3 m³ Carnallitit zerstören). Durch das Volllaufen der Grube würden auch die Lagerkammern mit Salzlösung gefüllt und Radionuklide könnten in Lösung gehen. Diese Lösung könnte durch Konvergenzbewegungen dann schließlich auch ins Deckgebirge gepresst werden. Grundwasserprobleme wären dann möglich!

10.03.2000
Vergraben und verschütten reicht nicht, um die eingelagerte Radioaktivität von der Umwelt fernzuhalten. Zitat: „Wir sollten uns von der Vorstellung verabschieden, dass wir die Radioaktivität, die wir einlagern, ein für alle Mal versteckt haben“. H.Wiggering Generalsekretär des Umweltsachverständigenrates der Bundesregierung.

2001
Aussage eines Vertreters des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, (die GSF und damit auch das Bergwerk Asse II untersteht seit 1965 dem Bundesministerium für Bildung und Forschung): Es ist bisher nicht vorgesehen den Asse II Schacht nach Atomrecht (d.h. mit der Verpflichtung zur öffentlichen Erörterung aller Fragen) zu schließen. Es wird nach dem Bergrecht geschlossen.

2002
Die von der GSF überarbeiteten Tabellen des Radionuklidinventar enthalten zum 01.01.2002 neben anderen Radionukliden und erheblichen Mengen von chemischen toxischen Stoffen auch 102 t Uran, 87 t Thorium, 11,6 kg Plutonium und Radium . Die gesamte Strahlungsaktivität betrug 83.300 Curie.


 Förderturm mit Maschinenhaus (rechts)

2002
Das Konzept mit einer Magnesiumchlorid-Lösung ist von der GSF in Bearbeitung, um die Zerstörung des Carnallitit-Salzes durch die eindringende Salzlauge zu verhindern. Das Magnesiumchlorid-Lösungs-Konzept ist jedoch noch nie irgendwo in Zusammenhang mit radioaktiven Atommüll eingesetzt worden.
Kommt dieses Konzept zum Einsatz, dann werden sich die Verpackungen und Bindungen des Atommülls auflösen, Radionuklide werden in Lösung gehen und durch den Druck des Berges ins Deckgebirge ausgepresst.
Die Gefahr einer radioaktiven Verseuchung ist nicht auszuschließen!

2003
Aussage der GSF: Es laufen ca. 12 m³ / Tag Steinsalzlauge ins Bergwerk.
Bei der Propagierung von Salzstöcken zur langfristig sicheren Lagerung von Atommüll ging man bisher davon aus, dass es in Salzstöcken trocken sei und bleibe ... . In den 70er Jahren war dies auch eine Aussage der GSF zu Asse II.

2004
Strömungsbarrieren
sollen eingebaut werden, um die Atommülllagerkammern gezielt mit Magnesium-Chloridlösung fluten zu können und um in der Nachbetriebsphase Lösungen aus tieferen oder benachbarten Grubenbauen an den Einlagerungskammern überwiegend vorbeileiten zu können.

2004
Die Verpackungen und Bindungen gehen in Lösung durch den Kontakt mit der Mg-Chloridlösung , je nach Verpackungsart innerhalb von 10 – 100 Jahren (05.11.2004 GSF-Schreiben)

12.05.2005
Betrachtung einer angenommenen Rückholung aus der Sicht der GSF.
Dies ist kein Optionsvergleich, allenfalls ein Ansatz. Untersuchungen und gründliche Ausarbeitungen fehlen. Worauf sich die Schätzungen von Kosten und der Zeit berufen ist nicht klar.
Ein Optionsvergleich beinhaltet sämtlich Möglichkeiten – nicht nur die Rückholung!
Seit 17 Jahren - nachdem es der GSF bekannt ist, dass der Schacht Asse II absaufen wird, ist der Optionsvergleich zur Ermittlung der langfristig sichersten Lösung überfällig.

2005
Die Vorlage des Langzeitsicherheitsnachweis wird auf unbestimmte Zeit verschoben (Der erste Termin war 2003, er wurde mehrmals verschoben.)

2006
Das geplante Schließungsjahr wird 2013 auf 2017 verschoben.

ca. 2016
Der geplante Rückbau der Gebäude soll beginnen, nur ein Backsteingebäude und der Förderturm stehen unter Denkmalschutz

ca. 2017
Geplantes Schließungsjahr

Unbeobachtet, egal wohin die kontaminierte Magnesiumchloridlösung (das sog. Schutzfluid) hinaus gepresst wird?

Der Berg bewegt sich noch viele hundert Jahre!

An der Oberfläche wurden Verformungen von 1,2 cm/Jahr und im Salzstock 15 cm/Jahr gemessen.

Generationenverantwortung beinhaltet einen rechtzeitigen wissenschaftlichen unabhängigen Optionsvergleich. Es sollen alle Möglichkeiten für Asse II gegenüberstellt werden, d.h. nicht nur die Rückholung des radioaktiven Atommülls sondern auch die Art der Sicherung des Bergwerkes!

 

Heike Wiegel Tel. Nr.: 05336 / 573
Zusammenarbeit mit der GSF im regelmäßigen Arbeitskreis mit Herrn Kappei und Mitarbeiter